Als Maiwipferl bezeichnet man in Österreich und Bayern die jungen, hellgrünen Triebe von Fichten und Tannen, die vor allem im Mai sprießen. Diesen Wachstumsschub nennt man auch Maitrieb. Die jungen Maitriebe heben sich deutlich von den älteren, dunkelgrünen Nadeln ab.
Maiwipferl als Hausmittel
Die Maiwipferl enthalten unter anderem ätherische Öle, Harze, Tanine und reichlich Vitamin C. Sie wirken insbesondere antiseptisch, bakterienhemmend, balsamisch, schleimlösend und auswurffördernd. Daher setzt man sie gerne zur Herstellung von Hausmitteln ein, die lindernd bei Erkältungskrankheiten wie Husten, Heiserkeit und Schnupfen wirken. Bekannt sind vor allem der Maiwipferl-Sirup oder Tannenspitzen-Honig.
Maiwipferl sammeln
Die Triebe lassen sich ganz einfach abnehmen. Man sollte dies jedoch achtsam tun, den Baum vorher fragen und sich nur nehmen, was man wirklich braucht. Am besten ist es, von verschiedenen Bäumen jeweils nur eine ganz kleine Menge zu nehmen, um den Bäumen nicht zu schaden. Pflücke die Triebe, die auf Höhe des Oberkörpers oder höher wachsen, nicht von ganz unten, denn dort können Tiere am Baum gewesen sein.
Für den Transport sollte man ein feines Körbchen, eine Baumwoll- oder Papiertüte mitnehmen – keine Plastiktüte verwenden.
Am besten verarbeitet man die Maiwipferl ganz frisch, man kann sie notfalls jedoch auch trocknen.
Wichtig: Wildes Sammeln ist nicht erlaubt! Daher ist es am besten, im eigenen Garten oder bei lieben Nachbarn zu sammeln, die damit einverstanden sind :-). Wenn du im Wald sammeln willst, musst du vorher den Besitzer bzw. Förster fragen. Und: Sammle nur, wenn du den Baum eindeutig kennst, denn es gibt auch Bäume, die ähnlich aussehen, jedoch giftig sind – Eiben zum Beispiel.
Maiwipferl-Sirup selbst herstellen
Die Herstellung eines Maiwipferl-Sirups ist recht einfach. Man kann ihn roh oder mit der Kochmethode herstellen sowie mit Alkohol ansetzen.
(1) Roher Maiwipferl-Sirup mit der Schichtmethode
- Nimm ein Einmachglas und schichte darin Rohrohrzucker abwechselnd mit frischen Maiwipferln ein, bis das Glas voll ist. Die Wipferlschicht sollte immer doppelt so hoch sein wie die Zuckerschicht. Beginne und schließe mit einer Zuckerschicht.
- Bedecke das Glas mit einem Leinentuch und lasse es an einem sonnigen Platz 2 Wochen oder länger ziehen. Nicht wundern: Die Maiwipferl verlieren dabei ihre grüne Farbe und werden braun.
- Es entsteht ein Sirup, den man dann abfiltert und in kleine Braunglasflaschen abfüllt.
(2) Mit der Kochmethode geht es so:
- Koche 2 Handvoll Maiwipferl in 1 Liter Wasser auf und lasse sie dann 15 Minuten bei kleiner Hitze weiterköcheln.
- Nimm den Topf vom Herd und lasse die Mischung 24 Stunden ziehen.
- Dann seihen den Sud ab und rühre 1 Kilogramm Rohrohrzucker hinein.
- Koche die Mischung auf und lasse sie weiterköcheln, bis sie sirupartig wird.
- Fülle den Maiwipferl-Sirup in gut verschließbare, sterile Braunglasflaschen ab.
(3) Alternative: Maiwipferl-Likör (mit Alkohol)
- Fülle ein großes, gut verschließbares Glas mit frischen Maiwipferln auf. Wiege die Menge der Maiwipferl vorher ab.
- Gib die gleiche Menge Rohrohzucker darüber.
- Dann gieße das Glas mit einem hochprozentigen, neutralen Schnaps auf (z. B. Gin, Korn, Obstler).
- Verschließe das Glas und lasse es an einem sonnigen, warmen Platz 6 Wochen ziehen. In der Ziehzeit sollte man das Glas immer wieder durchschütteln, damit sich der Zucker gut verteilt und alle Pflanzenteile gut mit dem Alkohol bedeckt sind. Du kannst das Glas zusätzlich mit deiner Liebe „besprechen“.
- Nun seiht man den Likör ab und kann ihn zusätzlich noch abfiltern. In Braunglasflaschen füllen.
Verwendung
Haltbarkeit: Bei einer sauberen Verarbeitung ist der Sirup oder Likör bis zu einem Jahr haltbar. Er hält also bis über den nächsten Herbst und Winter. Am besten kühl und dunkel lagern.
Anwendung: Bei Husten nimmt man einen Esslöffel mehrmals am Tag ein.
Gutes Gelingen und viel Freude dabei! 🙂
Mit Kräuterliebe ♥
Karin Myria
(Text: © Karin Myria Pickl, Fotos: pixabay)